
Ernährung bei Kurzdarmsyndrom
Menschen mit einem Kurzdarmsyndrom haben das Problem, dass sie sich durch die normale Ernährung nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgen können. Besitzt der Darm angeboren oder durch Operationen nur einen Bruchteil der normalen Länge, kann er nicht die volle Verdauungsarbeit leisten. Die Folge sind oft starke Durchfälle, sodass der Körper langfristig kaum mit ausreichend Energie und Nährstoffen versorgt werden kann.
Lesen Sie hier weiter, wie ein Kurzdarmsyndrom die Ernährung beeinflusst und wie Sie mit einer angepassten Ernährung die Folgen eines Kurzdarmsyndroms in den Griff bekommen.
Wie entsteht ein Kurzdarmsyndrom?
Zu einem Kurzdarmsyndrom kann es schon bei Neugeborenen aufgrund einer angeborenen Fehlbildung des Darmes kommen. Die häufigste Ursache für ein Kurzdarmsyndrom bei Neugeborenen und im Säuglingsalter ist die nekrotisierende Enterokolitis (NEC). Auch Fehlbildungen wie Gastroschisis, Omphalozele oder Atresien des Darms können zu einem Kurzdarmsyndrom führen.
Bei Erwachsenen gibt es ganz unterschiedliche Gründe für eine Darmoperation und -verkürzung. Dazu zählt beispielsweise der Gefäßverschluss des Darms, auch Darminfarkt genannt. Bei einer entzündlichen Erkrankung des Darms, dem Morbus Crohn, kann ebenfalls eine operative Entfernung von Darmabschnitten notwendig werden. Außerdem kann eine Krebserkrankung genauso wie Verletzungen des Darms die Entfernung von Darmabschnitten erfordern und zu einem Funktionsausfall des Darms führen.
So beeinflusst das Kurzdarmsyndrom Ihren Ernährungsstatus
Bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom ist die Nährstoffaufnahme eingeschränkt. Je nachdem, welcher Darmabschnitt entfernt wurde, können bestimmte Nährstoffe nicht mehr richtig aufgenommen werden. Dieser Funktionsausfall des Darms wird in der Regel medikamentös und mit einer individuell angepassten Ernährungstherapie behandelt.
Nährstoffmangel durch Kurzdarmsyndrom
Der Mangel an bestimmten Nährstoffen infolge eines Kurzdarmsyndroms kann aber auch zu ganz spezifischen Mangelerscheinungen führen. So kommt es beispielsweise zu einer Anämie (Blutarmut), wenn Vitamin B12 nicht aufgenommen werden kann oder die Eisenaufnahme eingeschränkt ist, da diese an der Blutbildung beteiligt sind. Sie fühlen sich dann müde und antriebslos. Ist der Körper nicht ausreichend mit dem fettlöslichen Vitamin A versorgt, können Sehstörungen und Hautveränderungen auftreten. Nutzen Sie deshalb alle Möglichkeiten der Ernährungstherapie, um sich ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.
Besonders in der Anfangsphase nach der Darmoperation ist der verbleibende Darm noch nicht in der Lage, ausreichend Nährstoffe aufzunehmen. Deshalb ist es oft notwendig, dass die Nährstoffe durch eine parenterale Ernährung verabreicht werden. So schnell wie möglich sollte natürlich mit einer Nährstoffzufuhr über den Magen-Darm-Trakt begonnen werden. Dies kann in Form einer Sondenernährung oder auch unterstützend mit hochkalorischer Trinknahrung erfolgen.
Fresubin unterstützt Sie bei der Ernährung mit Kurzdarmsyndrom. Mit der Ernährungstherapie über Trink- und Sondennahrung verbessern Sie Ihren Ernährungszustand.
Auf den betroffenen Darmabschnitt kommt es an
Jeder Darmabschnitt hat eine unterschiedliche Verdauungsaufgabe. Damit ist klar, dass es zu unterschiedlichen Beeinträchtigungen durch das Kurzdarmsyndrom kommt, die spezielle Anforderungen an die Ernährung notwendig machen je nachdem, welcher Teil des Darmes bei Ihnen entfernt werden musste.
Kurzdarmsyndrom infolge einer Dünndarmresektion
Der Dünndarm ist vor allem für die Aufnahme von Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten verantwortlich. Aber auch Vitamine und Spurenelemente werden hier aufgenommen. Wasser und Elektrolyte können sowohl vom Dünn- als auch vom Dickdarm in den Körper geschleust werden. Wird der obere Teil des Dünndarms entfernt, können dessen Aufgaben im Verdauungsprozess meist von den nachfolgenden Darmabschnitten übernommen werden.
Wird der untere Teil des Dünndarms (terminales Ileum) entfernt oder ist dieser nicht mehr funktionsfähig, kann der restliche Darm dessen Aufgaben nicht übernehmen. So wird das Vitamin B12 ausschließlich im terminalen Ileum aufgenommen und auch die Gallensäuren, die wichtig für die Verdauung von Fetten sind.
Bei komplett erhaltenem Dickdarm, aber Entfernung des unteren Dünndarmabschnitts (terminales Ileum), kann es zum Auftreten eines Gallensäureverlustsyndroms und Durchfällen kommen. Gallensäuren werden für die Aufnahme von Fett benötigt. Sie dienen als Emulgator (Substanz, die dafür sorgt, dass sich Fett und Wasser zu einer Emulsion verbinden), damit sich die Fette im wässrigen Milieu des Dünndarms lösen können. Gallensäuren unterliegen in unserem Körper einem ständigen Kreislauf. Sie werden in der Leber gebildet, in der Gallenblase gespeichert und von dort bei Bedarf zur Fettverdauung an den Darm abgegeben. Im unteren Abschnitt des Dünndarms werden sie dann wieder aufgenommen und zur Leber transportiert, um erneut aufbereitet zu werden. Gallensäuren können im Gegensatz zu anderen Nährstoffen nur im Ileum aufgenommen werden. Wird dieser Darmabschnitt entfernt, werden die Gallensäuren nicht wieder aufgenommen. Es kommt zu dem so genannten Gallensäureverlust über den Dickdarm, sofern dieser noch vorhanden ist. Die Dickdarmschleimhaut reagiert sehr empfindlich auf die aggressiven Gallensalze und es kann zu starken Durchfällen kommen (chologene Diarrhö). Eine Linderung kann der Einsatz eines Gallensäurebinders, z. B. Cholestyramin verschaffen. Langfristig kann der Verlust der Gallensalze zu einer gestörten Fettverdauung mit vermehrter Ausscheidung von Fetten (Steatorrhö) führen.
Neben einer fettarmen Ernährung hilft hier die Verwendung von speziellen Fetten, den sogenannten mittelkettigen Fettsäuren (MCT-Fette). Ist der Dickdarm komplett entfernt und ein Stoma (künstlicher Ausgang) angelegt worden, können Fette meist in normaler Menge aufgenommen werden.
Wenn der Dickdarm nicht entfernt wurde, kann es in seltenen Fällen zu einer D-Laktatazidose kommen. Ursache ist bei hoher Zufuhr raffinierter Kohlenhydrate (z. B. Zucker) ein Übertritt unverdauter Kohlenhydrate in den Dickdarm, die dort von Bakterien umgesetzt werden. Dabei kann D-Laktat (Milchsäure) entstehen, wodurch der pH-Wert des Dickdarms absinkt (der Darm wird sauer). Dies begünstigt das Wachstum von Bakterien, die ebenfalls D-Laktat produzieren. Das D-Laktat kann vom menschlichen Körper nicht ausreichend abgebaut werden, wodurch neurologische Symptome hervorgerufen werden:
- Sehstörungen
- Verwirrtheit
- Gangunsicherheit
Fälschlicherweise werden diese Patienten häufig für alkoholisiert gehalten. Das D-Laktat kann im Blut bestimmt werden. Zur Therapie der Laktatazidose wird Bikarbonat gegeben und auf eine Kost umgestellt, die wenig raffinierte Kohlenhydrate enthält.
Ihr Arzt wird Ihnen auch raten, in regelmäßigen Abständen Ihre Nährstoffversorgung, besonders Ihre Versorgung mit Mineralstoffen, untersuchen zu lassen. Wenn nötig, wird er Ihnen zusätzliche Nährstoffe empfehlen und verordnen. Gerade wenn Ihnen das letzte Dünndarmstück fehlt, kann die Versorgung mit dem wichtigen Vitamin B12 beeinträchtigt sein. Das Vitamin B12 muss dann in regelmäßigen Abständen vom Arzt gespritzt werden.
Wie Sie erfahren haben, ist es beim Kurzdarmsyndrom wichtig, seinen Ernährungszustand zu kennen. Möchten Sie ihn testen? Dann schauen Sie hier.
Empfehlungen zur Ernährung mit Kurzdarmsyndrom
Wie genau sieht eine Ernährungstherapie beim Kurzdarmsyndrom aus?
Kurzdarmsyndrom - Ernährung nach der Operation
Die Ernährung bei einem Kurzdarmsyndrom ist nicht nur davon abhängig, wie viel des Darms und welcher Darmabschnitt operativ entfernt wurde. Es spielt auch eine Rolle, wie viel Zeit seit der Operation vergangen ist: Der Darm ist in der Lage, sich bis zu einem gewissen Grad über die Zeit an die neue Situation anzupassen.
Kurz nach der Operation
Nach der Entfernung größerer Darmanteile kommt es in der Regel zu vermehrtem Durchfall, und die Verdauung geht schneller. Es werden dann vom Darm sowohl zu wenig Flüssigkeit als auch zu wenig Nährstoffe aufgenommen. Vor allem die gestörte Aufnahme von Flüssigkeit und Elektrolyten wird vom Körper nur kurze Zeit toleriert. In dieser Phase ist meist eine parenterale Ernährung notwendig.
Mehrere Stunden bis Tage nach der Operation
In der Regel kann sich der Darm sehr gut an die neue Situation anpassen. Ein Angebot an Nährstoffen durch Nahrungsaufnahme über den Darm fördert die Anpassung und kann so dazu führen, dass sich die Aufnahmefähigkeit des restlichen Darms im Lauf der Zeit verbessert. Deshalb sollten Sie schon bald nach der Operation – wenn es Ihr Arzt erlaubt – zusätzlich wieder etwas essen. Ein paar Tage nach der Operation kann der Darm Trink- und Sondennahrung meist gut verarbeiten. Trinknahrungen enthalten alle wichtigen Nährstoffe und sind gut verträglich. Sie helfen dem Darm, mit Nährstoffen wieder zurecht zu kommen. Trinknahrung von Fresubin finden Sie hier.
Wenn das gut funktioniert, können Sie zusätzlich mit gewohnter Nahrung in kleinen Mengen beginnen. Der Kostaufbau muss jedoch langsam geschehen. Dabei sollten Sie einige Punkte beachten:
- Beginnen Sie mit kleinen Portionen einer leicht verträglichen Kost, die einen Energiegehalt von 300-600 Kilokalorien (kcal) bietet. Bei guter Verträglichkeit können Sie die Energiezufuhr täglich um 200 kcal steigern.
- Verteilen Sie die Mahlzeiten auf 6 bis 8 kleine Portionen.
- Essen Sie zu Beginn gut verträgliche Lebensmittel wie Fisch und fettarmes Fleisch, Ei, Milch und Milchprodukte, Wurzelgemüse, Kartoffeln oder säurearmes Obst. Steigern Sie die Fettzufuhr langsam.
Zur Unterstützung kann aber immer eine zusätzliche parenterale Ernährung, die Sie auch zu Hause erhalten können (heimparenterale Ernährung), sehr gut geeignet sein. In den ersten Monaten nach einer solchen Operation kommt es zu einer vermehrten Produktion von Magensäure. In diesem Fall können säurebindende Medikamente helfen.
Tage bis Wochen nach der Operation
Jetzt braucht Ihr Körper eiweiß- und energiereiche Nahrung, um sich wieder gut zu erholen. Trink- und Sondennahrung kann auch hier eine sehr gute Hilfe sein – auch als Ergänzung zur normalen Ernährung. Sie ist auch bei angeborenem Kurzdarmsyndrom sehr hilfreich.
Wochen bis Monate nach der Operation
Die Anpassung an die veränderte Situation im Darm, auch Adaptation genannt, kann mehrere Monate bis zu einem Jahr dauern. Durch ein Wachstum der Schleimhautzellen im Darm kann die Fläche, die zur Aufnahme der Nährstoffe notwendig ist, vergrößert werden.
Bei vielen Patienten mit Kurzdarmsyndrom führt dies dazu, dass sie sich nach einiger Zeit wieder weitestgehend normal ernähren können. Zusätzlich können sie ihren Ernährungszustand auch weiterhin durch Trink- oder auch Sondennahrung bzw. parenteraler Ernährung unterstützen.
Bei manchen Betroffenen ist jedoch auch langfristig keine hundertprozentige Adaptation möglich. Ihr Darm ist dauerhaft nicht in der Lage, ausreichend Flüssigkeit und/oder Nährstoffe aufzunehmen. Diese Betroffenen benötigen über einen längeren Zeitraum entweder eine komplette parenterale Ernährung oder eine intravenöse Gabe von Flüssigkeit und Elektrolyten. Nur so erhalten Sie eine ausreichende Nährstoffversorgung, die für einen guten Ernährungszustand sorgt. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der normalerweise vier Meter lange Dünndarm nach der Operation kürzer als einen Meter ist.
Ernährung mit Kurzdarmsyndrom - Tipps für den Alltag
Bei Kurzdarmsyndrom bietet die Ernährung einen guten Ansatzpunkt, aktiv den eigenen Gesundheitszustand – oder auch den Ihres Angehörigen – zu verbessern. Hier finden Sie hilfreiche Tipps, wie Sie dies im Alltag umsetzen können. Bitte sprechen Sie vorher alle Maßnahmen mit Ihrem Arzt oder einem Ernährungsberater ab.
Die richtige Nährstoffversorgung bei Kurzdarmsyndrom
- Besonders wichtig ist eine eiweißreiche Ernährung.
- Eine fettarme Ernährung ist nur notwendig, wenn der Dickdarm noch vorhanden, der Dünndarm aber stark verkürzt ist. In diesem Fall sollten sie Kontakt zu einer Ernährungsberatung aufnehmen.
- Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Vitaminen und Mineralstoffen. Erleichtert wird Ihnen das, wenn Sie Ihren Speiseplan z. B. mit vollbilanzierten Trinknahrungen ergänzen.
- Häufig müssen allerdings Zink, fettlösliche Vitamine und Magnesium extra eingenommen werden. Fragen Sie hierzu Ihren Arzt oder Ernährungsberater.
- Liegt eine Fettverdauungsstörung vor, werden auch die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K nicht in ausreichender Menge aufgenommen. Die Versorgung mit diesen Vitaminen sollte regelmäßig überprüft werden.
- Kritisch kann außerdem die Aufnahme von Vitamin B12 sein, wenn der untere Dünndarmabschnitt entfernt wurde. Vitamin B12 wird nur in diesem Darmabschnitt aufgenommen. Fehlt dieser Darmabschnitt, muss Vitamin B12 in regelmäßigen Abständen vom Arzt gespritzt werden. Lassen Sie sich am besten ganz individuell beraten.
Geeignete und ungeeignete Nahrungsmittel bei Kurzdarmsyndrom
Die folgenden Lebensmittel sind für eine Ernährung mit Kurzdarmsyndrom geeignet:
- Von Kurzdarmsyndrom Betroffene sollten in ihrer Ernährung bevorzugt auf eiweißreiche Lebensmittel wie Fisch, Fleisch, Ei, Milch und Milchprodukte setzen.
- Bevorzugen Sie Geflügel, Kalb und mageres Rind- oder Schweinefleisch.
- Zusätzlich können Sie gut Eiweißpulver zum Anreichern Ihrer Speisen verwenden.
- Um den Energiegehalt zu erhöhen, ist Maltodextrin, ein Pulver zum Anreichern der üblichen Nahrung, geeignet.
Diese Nahrungsmittel können bei Kurzdarmsyndrom Probleme bereiten:
- Verzichten Sie jetzt am besten auf Hülsenfrüchte, Gurken, Pilze, Kohlsorten, frisch gebackenes Brot, frittierte Speisen, säurehaltige Lebensmittel, kohlensäurehaltige Getränke, frischen Salat, zu viel Rohkost, Tomaten, Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Erbsen und grüne Bohnen.
So viel sollten Sie trinken
- Eine ausreichende Flüssigkeits- und Mineralstoffzufuhr ist bei einem Kurzdarmsyndrom besonders wichtig, vor allem, wenn Sie durch Durchfälle hohe Flüssigkeitsverluste erlitten haben.
- Besonders gut geeignet sind beispielsweise Saftschorlen mit einem Mischungsverhältnis von 1/3 Saft und 2/3 Wasser oder gesüßter Tee mit einer Prise Salz.
- Sehr süße Getränke mit einem hohen Zuckeranteil können die Durchfälle eher verstärken.
Weitere Ernährungsempfehlungen
- Essen Sie häufig kleine Mahlzeiten (sechs bis acht am Tag).
- Trinken Sie während der Mahlzeiten nur kleine Mengen. Das lässt den Nahrungsbrei langsamer wandern. Etwa eine Stunde nach einer Mahlzeit können Sie etwas mehr trinken.
- Führen Sie ein Ernährungstagebuch, um Unverträglichkeiten schneller erkennen zu können. So ein Tagebuch ist auch für Ihren Ernährungsberater hilfreich.
- Ihre Energiezufuhr sollte höher sein als die bei einem Gesunden. Grund hierfür ist, dass Sie die Nährstoffe schlechter verwerten. Wenn Ihnen das Schwierigkeiten bereitet, versuchen Sie es doch zwischendurch mit energiereicher Trinknahrung.
- Kauen Sie immer gründlich.
*Um das passende Produkt für Ihre Bedürfnisse zu finden, sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder Ernährungsberater.
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Häufige Fragen zur Ernährung bei Kurzdarmsyndrom
Welche Vorteile bringt mir die Ernährungstherapie?
Wenn Sie vom Kurzdarmsyndrom betroffen sind, hilft Ihnen die Ernährungsberatung als wichtiger Bestandteil der Ernährungstherapie mit Tipps und Tricks zur Ernährung bei verschiedenen Krankheitsbildern. Die frühzeitige Versorgung mit allen wichtigen Nährstoffen ist eine Voraussetzung dafür, dass Sie schnell wieder auf die Beine kommen, keine Wundheilungsstörung erleiden, Ihr Immunsystem stark bleibt und sich Ihr Darm bestmöglich an die neue Situation anpasst. Mit der ganzen Palette an Möglichkeiten der klinischen Ernährung nämlich der parenteralen Ernährung, Sondennahrung und Trinknahrung, können Sie sich in eine gute Ausgangsposition bringen.
Wie viel Darm braucht der Mensch?
Das kann nicht so leicht beantwortet werden. In der Regel können Sie nach der Anpassungsphase relativ beschwerdefrei sein, wenn vom Dünndarm, der etwa vier Meter lang ist, noch mindestens ein Meter übrig ist. Ist der Dünndarm noch kürzer, ist die Verwertung von Nährstoffen sehr stark eingeschränkt. Mitunter kann dann über einen längeren Zeitraum eine parenterale Ernährung, also eine Nährstoff- und Flüssigkeitszufuhr über die Vene, notwendig sein.
Macht es einen Unterschied, welcher Teil des Darms fehlt?
Ja, für die Verwertung der Nährstoffe macht es einen Unterschied, welcher Teil des Darms fehlt. Der Dünndarm ist vor allem für die Aufnahme von Eiweiß, Kohlenhydraten und Fetten verantwortlich. Aber auch Vitamine und Spurenelemente werden hier aufgenommen (resorbiert). Wasser und Mineralien (Elektrolyte) können sowohl vom Dünn- als auch vom Dickdarm in den Körper geschleust werden. Wird der obere Teil des Dünndarms (Jejunum) entfernt, können dessen Aufgaben im Verdauungsprozess meist von den nachfolgenden Darmabschnitten übernommen werden. Wird der untere Teil des Dünndarms (terminales Ileum) entfernt oder ist er nicht mehr funktionsfähig, kann der restliche Darm dessen Aufgaben nicht übernehmen. Einige Nährstoffe können ausschließlich im terminalen Ileum aufgenommen werden. Hierzu gehören das Vitamin B12 und die Gallensäuren, die wichtig sind für die Verdauung von Fetten. Auch eine Verkürzung des Dickdarms hat Einfluss auf die Beschwerden. Im Dickdarm werden Wasser und Mineralien aufgenommen. Funktioniert das nicht richtig, kann es zu Durchfällen kommen.
Auf welche Nährstoffe muss ich bei einem Kurzdarmsyndrom besonders achten?
Das kommt darauf an, um welchen Teil und um wie viel Ihr Darm verkürzt wurde. Grundsätzlich ist es wichtig, ausreichend Energie und Eiweiß aufzunehmen. Auch die Vitamin- und Mineralstoffversorgung sollte unbedingt stimmen. Bei den Fetten müssen Sie eventuell auf eine besondere Fettart zurückgreifen, wenn die Fette nicht mehr richtig aufgenommen werden und eine erhöhte Ausscheidung von Fetten über den Stuhl erfolgt (Steatorrhö): die mittelkettigen MCT-Fette. Liegt eine Fettverdauungsstörung vor, werden auch die fettlöslichen Vitamine A, D, E und K nicht in ausreichender Menge aufgenommen. Die Versorgung mit diesen Vitaminen sollte bei Patienten mit Kurzdarmsyndrom regelmäßig überprüft werden. Kritisch kann außerdem die Aufnahme von Vitamin B12 sein, wenn der untere Dünndarmabschnitt, das terminale Ileum, entfernt wurde. Vitamin B12 wird nur in diesem Darmabschnitt aufgenommen. Fehlt dieser Darmabschnitt, muss Vitamin B12 in regelmäßigen Abständen vom Arzt gespritzt werden. Lassen Sie sich am besten ganz individuell beraten.
Welche Folgen kann ein Nährstoffmangel bei Kurzdarmsyndrom haben?
Wenn Sie nicht ausreichend mit Nährstoffen versorgt sind, kann das zu Komplikationen beim Heilungsprozess führen, Ihr Immunsystem wird dadurch geschwächt, und es können Wundheilungsstörungen auftreten. Der Mangel an bestimmten Nährstoffen kann aber auch zu ganz spezifischen Mangelerscheinungen führen. So kommt es beispielsweise zu einer Anämie (Blutarmut), wenn Vitamin B12 fehlt, da dieses an der Blutbildung beteiligt ist. Sie fühlen sich dann müde und antriebslos. Ist der Körper nicht ausreichend mit dem fettlöslichen Vitamin A versorgt, können Sehstörungen und Hautveränderungen auftreten. Nutzen Sie deshalb alle Möglichkeiten der Ernährungstherapie, um sich ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen.
Kann ich mich trotz Kurzdarmsyndrom irgendwann wieder normal ernähren?
Das hängt ganz davon ab, welcher Teil und welcher Umfang Ihres Darms entfernt werden musste. In der Regel können Sie sich nach wenigen Tagen bis Wochen wieder normal ernähren und Ihren Ernährungszustand durch Trink- oder Sondennahrung, ggf. auch parenteraler Ernährung unterstützen. Je eher nach der Darmresektion Sie mit der Ernährung über den Darm wieder starten können, desto besser sind Ihre Chancen auf eine langfristig normale Ernährung. Der Darm kann sich an die neue Situation nämlich sehr gut anpassen.