
Mangelernährung
Ein oft übersehenes Problem
Mangelernährung: Symptome, Ursachen & Therapie
Mangelernährung ist ein oft übersehenes Problem, das sich auf vielfältige Weise in Ihrem Leben bemerkbar machen kann. Gewichtsverlust, Erschöpfung und gesundheitliche Beeinträchtigungen sind nur ein paar der möglichen Folgen.
Auf dieser Seite finden Sie wichtige Informationen zum Thema Mangelernährung für Betroffene und Angehörige, von Symptomen, Ursachen und Folgen bis hin zu hilfreichen Tipps für den Alltag.
► Definition: Was ist Mangelernährung?
► Symptome einer Mangelernährung frühzeitig erkennen
► Folgen einer Mangelernährung
Definition: Was ist Mangelernährung?
Der DNQP Expertenstandard Ernährungsmanagement1 definiert Mangelernährung (auch Malnutrition oder Unterernährung) als „ein anhaltendes Defizit an Energie und/oder Nährstoffen im Sinne einer negativen Bilanz zwischen Aufnahme und Bedarf mit Konsequenzen und Einbußen für Ernährungszustand, physiologische Funktionen und Gesundheitszustand“.
Symptome von Mangelernährung frühzeitig erkennen
Haben Sie in der letzten Zeit Gewicht verloren? Fühlen Sie sich schwach, müde und antriebslos? Können Sie viele Dinge nicht mehr so erledigen wie gewohnt, weil Ihnen die Energie dazu fehlt? Dann sollten Sie frühzeitig reagieren, denn solche Symptome weisen auf eine drohende Mangelernährung hin. Eine Hilfe zur Einschätzung Ihres persönlichen Risikos für Mangelernährung bietet unser Ernährungscheck. Zu den häufigsten Symptomen einer Mangelernährung zählen:
- Ungewollte Gewichtsabnahme in den vergangenen 3-6 Monaten
- Energie- und Kraftlosigkeit
- Anhaltender Erschöpfungszustand
- Niedergeschlagenheit
- Zunahme an Krankheiten oder Infektionen
Folgen einer Mangelernährung
Mangelernährung hat weitreichende und vielfältige Folgen für den Körper und die Gesundheit:
- Eine unzureichende Nährstoff- und Kalorienzufuhr führt zu einem Verlust von Muskelmasse und Muskelkraft. Übermäßiger altersbedingter Muskelverlust (Sarkopenie) wird durch Mangelernährung begünstigt. Die körperliche Leistungsfähigkeit nimmt ab und die Gefahr für Stürze und Knochenbrüche kann steigen. Für die Betroffenen kann es zunehmend schwieriger werden, ihre Alltagsaktivitäten eigenständig zu erledigen.
- Mangelernährung kann die Funktion des Immunsystems beeinträchtigen. Bei viralen oder bakteriellen Infektionen hat der Organismus diesen dann wenig entgegenzusetzen. Wer eine Mangelernährung entwickelt, kann also schneller krank werden und braucht länger, um wieder zu Kräften zu kommen. Außerdem nimmt die Toleranz gegenüber therapeutischen Maßnahmen ab.
- Ein Mangel an Nährstoffen kann zu einer verzögerten Heilung von Wunden führen, z.B. nach Operationen oder Verletzungen (Wundheilungsstörung und Ernährung).
- Kinder, die an Mangelernährung leiden, können in ihrer körperlichen Entwicklung zurückbleiben, was zu einer verminderten Körpergröße und Gewicht führen kann (Gedeihstörung). Dies kann dauerhaft sein, wenn der Mangel nicht rechtzeitig behoben wird.
- Bei schwerer Mangelernährung oder bei einer Kachexie kann Mangelernährung lebensbedrohlich sein und das Sterblichkeitsrisiko erhöhen. Eine Kachexie bezeichnet einen starken krankheitsbedingten Gewichtsverlust, meist im Rahmen chronischer Erkrankungen. Sie ist charakterisiert durch ungewollten Gewichtsverlust, Muskelatrophie, Müdigkeit, Schwäche und einen signifikanten Verlust an Appetit.

Ursachen und Risikofaktoren einer Mangelernährung
Bei einer Ernährung, die unseren Energie- und Nährstoffbedarf nicht deckt, besteht das Risiko für eine Mangelernährung. Auch in den Industrienationen können Mangelernährung und Nährstoffmangel nicht ausgeschlossen werden. Etwa 1,6 Millionen der über 60-Jährigen in Deutschland leiden an chronischer Mangelernährung. Vor allem für Menschen über 65 Jahre und Menschen mit bestimmten Erkrankungen besteht ein erhöhtes Risiko.
Es gibt zahlreiche Situationen, in denen es Probleme mit der Ernährung geben kann: nach Operationen, bei schweren Erkrankungen oder im Alter. Je nach Ursache können dann Appetitlosigkeit, Schluckstörungen (Dysphagie), Geschmacksveränderungen oder Probleme mit der Nährstoffaufnahme (Malabsorption) die Nahrungszufuhr verleiden.
Besonders gefährdet sind:
- Menschen über 65 Jahre, die allein oder in Pflegeheimen leben
- Erwachsene nach einem Schlaganfall
- Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Demenz oder Parkinson
- Menschen, die an Krebs leiden oder wegen einer Krebserkrankung behandelt werden
- Menschen mit anderen chronischen Erkrankungen wie chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa), chronische Atemwegserkrankungen (z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und chronische Herzinsuffizienz
- Menschen, die an Kaustörungen oder einer Dysphagie (Schluckstörung), Appetitlosigkeit oder verändertem Geschmacksempfinden leiden
- Menschen mit starken psychischen Belastungen oder Depression
- Menschen die viele Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen
- Menschen, die pflegebedürftig sind
Mangelernährung aufgrund von Erkrankung
Erkrankungen spielen häufig eine Rolle als Ursache von Mangelernährung. Sie können die Nahrungsaufnahme, Nährstoffaufnahme oder den Nährstoffbedarf beeinflussen und so zu einer unzureichenden Versorgung des Körpers führen.
- Erkrankungen des Verdauungstrakts: Zöliakie oder chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (Morbus Crohn, Colitis ulcerosa) führen zu einer reduzierten Aufnahme von Nährstoffen (Malabsorption). Bei einer Pankreasinsuffizienz produziert die Bauchspeicheldrüse nicht genügend Verdauungsenzyme (Maldigestion), was zu einer unzureichenden Spaltung und Aufnahme von Fetten und fettlöslichen Vitaminen führt.
- Operative Eingriffe: Nach Operationen hat der Körper aufgrund der Regeneration in der Regel einen erhöhten Nährstoffbedarf, was bei ungenügender Zufuhr zu einer Mangelernährung führen kann. Operationen am Verdauungstrakt, bei denen Teile des Darms entfernt werden, können die Fähigkeit des Körpers zur Nährstoffaufnahme beeinträchtigen.
- Krebserkrankungen: Krebserkrankungen können zu einer erhöhten Stoffwechselrate und einem gesteigerten Nährstoffbedarf führen. Gleichzeitig können Tumore und Behandlungen wie Chemotherapie und Strahlentherapie den Appetit vermindern, Übelkeit verursachen und die Nährstoffaufnahme behindern.
- Neurologische Erkrankungen: Schlaganfall und neurodegenerative Erkrankungen (Parkinson, Demenz) können zu Schluckstörungen (Dysphagie) führen, wodurch die Nahrungsaufnahme erschwert wird. Patienten sind oft auf spezielle Diäten oder Ernährungsformen angewiesen.
- Psychische Erkrankungen: Depression kann Appetitlosigkeit und eine verringerte Nahrungsaufnahme verursachen. Gerade viele ältere Menschen leiden unter einer Altersdepression, zum Beispiel aufgrund von Einsamkeit oder nach dem Tod des Partners. Daneben führen Essstörungen oft zu extremen Ernährungsdefiziten, da Betroffene entweder die Nahrungszufuhr stark einschränken oder nach dem Essen Erbrechen herbeiführen.
Mangelernährung: Maßnahmen und Prophylaxe
Mangelernährung kann erhebliche gesundheitliche Folgen haben. Da es gerade im Alter sehr schwierig ist, einen Verlust an Gewicht wieder aufzuholen, sollte bereits bei den ersten Symptomen einer Mangelernährung reagiert werden. Um bei Kräften und möglichst lange unabhängig und eigenständig zu bleiben, ist eine nährstoffreiche Ernährung von großer Bedeutung. Bei vielen Beschwerden, die das Essen und Trinken beeinträchtigen, können gezielte Veränderungen der Kost häufig eine deutliche Besserung hervorrufen.
Eine Ernährungstherapie ist eine zentrale Maßnahme zur Behandlung von Mangelernährung. Durch eine Umstellung oder Anpassung der Ernährung soll ein bestehender Nährstoffmangel ausgeglichen und die allgemeine Gesundheit verbessert werden. Ist eine ausreichende Nährstoffaufnahme über normales Essen nicht möglich, kann eine enterale Ernährung über eine Sonde notwendig sein. In schweren Fällen, bei denen der Verdauungstrakt nicht ausreichend funktionsfähig ist, kann die Zufuhr von Nährstoffen über Infusionen direkt in die Blutbahn erforderlich sein (parenterale Ernährung).
Durch regelmäßige medizinische Untersuchungen können frühe Anzeichen von Mangelernährung erkannt werden, bevor sie zu ernsthaften Gesundheitsproblemen führen. Bei besonders betroffenen Gruppen wie älteren Menschen, Pflegebedürftigen und Patienten mit chronischen Erkrankungen empfiehlt sich ein regelmäßiges Screening auf typische Anzeichen von Mangelernährung.
Ernährung bei Mangelernährung
Mangelernährung kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit haben und erfordert eine gezielte Anpassung der Ernährung, um die Nährstoffaufnahme zu verbessern und die Lebensqualität zu steigern. Praktische Tipps für Betroffene und ihre pflegenden Angehörigen können helfen, den täglichen Ernährungsbedarf zu decken und Mangelernährung zu verhindern.
Führen Sie ein Ernährungstagebuch
Das Führen eines Ernährungstagebuchs kann Betroffenen helfen, ihre Ernährungsgewohnheiten besser im Blick zu behalten. Das Notieren aller Mahlzeiten, Snacks und Getränke, einschließlich Portionsgrößen unterstützt sie dabei, die Nährstoffaufnahme gezielt zu überwachen und Mangelernährung entgegenzuwirken.
Trinknahrung bei Mangelernährung
Eine ausgewogene und ausreichende Ernährung ist besonders wichtig, um einer Mangelernährung entgegenzuwirken und bei Kräften und gutem Wohlbefinden zu bleiben. Unterstützen Sie Ihren Körper so gut wie möglich durch eine zusätzliche Energie- und Nährstoffversorgung mittels Trinknahrung.
Hochkalorische Trinknahrung wurde für Patienten mit einer bestehenden oder drohenden Mangelernährung entwickelt. Sie liefert neben Energie alle lebensnotwendigen Nährstoffe in einer ausgewogenen Zusammensetzung und konzentrierten Form.
1Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (Hrsg.). Expertenstandard "Ernährungsmanagement zur Sicherung und Förderung der oralen Ernährung in der Pflege - 1. Aktualisierung 2017" Schriftreihe des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege. Osnabrück ISBN: 978-3-00-025800-8.