Ernährung während des entzündlichen Schubes
Viele von Morbus Crohn Betroffene fragen sich, welche Ernährung während eines entzündlichen Schubes die Richtige ist. Leider gibt es keine allgemein gültigen Richtlinien. Da der Verlauf eines Schubes und das Entzündungsmuster bei jeder Person mit Morbus Crohn unterschiedlich ist, sollte die Ernährung individuell angepasst werden. Vorrangiges Ziel ist, den Körper trotz der Beschwerden ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen und eine Mangelernährung zu vermeiden.
Je nachdem, welcher Teil des Dünndarms entzündet ist, sollten Sie auf die ausreichende Zufuhr bestimmter Nährstoffe achten. Häufig ist bei Patienten mit Morbus Crohn das letzte Stück des Dünndarms betroffen. Dann kommt es besonders auf Vitamin B12 an. Dieses muss bei einer dauerhaften Störung oder bei operativer Entfernung dieses Darmabschnitts evtl. in regelmäßigen Abständen vom Arzt gespritzt werden. Auch die Aufnahme von Fetten und fettlöslichen Vitaminen kann in dieser Situation kritisch sein, ebenso wie die Aufnahme des Mineralstoffs Kalzium und der Spurenelemente Eisen und Zink. Sie sollten Ihre Versorgung mit diesen Stoffen stets kontrollieren lassen. Ganz wichtig ist auch eine ausreichende Aufnahme von Eiweiß und Energie, weil die Körperabwehr, die jetzt in Alarm versetzt ist, beides dringend benötigt.
Bei Morbus Crohn mit milden Entzündungsverläufen kann häufig eine Ernährung nach den Prinzipien einer leichten, gut verträglichen Kost ausreichend sein.
- Bei dieser Kostform geht es nicht darum, bestimmte Lebensmittel komplett wegzulassen, sondern die Speisen in einer leichter verdaulichen Form aufzunehmen.
- Der Speiseplan sollte abwechslungsreich und ausgewogen zusammengestellt werden aus Obst, Gemüse und Kartoffeln, Milch und Milchprodukten, Getreideprodukten, Fisch, Fleisch und Eiern, hochwertigen Ölen und Fetten (z. B. Raps-, Walnuss- und Olivenöl).
- Wichtiger als die Auswahl der Lebensmittel ist die Zubereitung. Es sollten nährstoffschonende und fettarme Zubereitungsmethoden gewählt werden wie Dünsten, Dämpfen und Grillen. Auch die Zubereitung im Wok, im Schnellkochtopf und in der Mikrowelle sind günstig.
- Verzichten Sie zunächst auf Rohkost, dünsten Sie Obst und Gemüse.
- Blähende Gemüsesorten (wie Kohlgemüse, Lauch, Zwiebeln), Hülsenfrüchte und kohlensäurehaltige Getränke können Beschwerden verstärken. Testen Sie vorsichtig kleine Mengen aus.
- Achten Sie auf eine ausreichende Versorgung mit Flüssigkeit und Mineralien, um die Verluste durch Durchfälle auszugleichen.
In manchen Fällen reicht diese Form der Ernährung jedoch alleine nicht aus, um den Ernährungszustand während eines akuten Schubes des Morbus Crohn aufrechtzuerhalten bzw. eine Gewichtsabnahme zu vermeiden. Die Ernährungstherapie kann Sie in dieser Phase gut dabei unterstützen, dem Körper die Nährstoffe zu geben, die er gerade jetzt so dringend braucht.
Wenn Sie aufgrund der Beschwerden weniger essen können, sich müde und abgeschlagen fühlen und das Gewicht nach unten geht, können eiweiß- und energiereiche Trinknahrungen ohne Ballaststoffe eine sehr gute Hilfe sein. Sie enthalten alle wichtigen Nährstoffe in leicht verdaulicher Form. Als Ergänzung zur normalen Ernährung können Sie damit einen guten Beitrag zur Deckung Ihres Energie- und Nährstoffbedarfs leisten. Die europäische Fachgesellschaft ESPEN empfiehlt, ca. 600 kcal pro Tag zusätzlich in Form eine Trinknahrung aufzunehmen. Das entspricht ca. 2 Trinkfläschchen à 200 ml.
Bei manchen von Morbus Crohn Betroffenen reicht jedoch auch diese Menge an zusätzlichen Nährstoffen nicht aus, um den Ernährungszustand während eines akuten Schubes zu erhalten. In solchen Situationen kann eine vorübergehende Sondenernährung Ihnen die nötigen Nährstoffe liefern. Bei Morbus Crohn hat eine Ernährung per Sonde einige Vorteile: Sie kann über eine Pumpe langsam und kontinuierlich verabreicht werden, so dass Ihr Darm immer nur kleine Mengen verarbeiten muss. Außerdem können Sie die Sondenernährung über Nacht laufen lassen. Es wird also zusätzliche Zeit genutzt, um Sie mit Energie und Nährstoffen zu versorgen.
Zahlreiche Untersuchungen zeigen sogar, dass die enterale Ernährung über eine Sonde therapeutischen Nutzen hat. Bei Kindern mit Morbus Crohn wird diese Form der Ernährung von den Fachgesellschaften als Therapie der ersten Wahl empfohlen, d. h. sie wird dann anstatt einer Kortisontherapie eingesetzt. Bei Erwachsenen mit akutem Schub eines Morbus Crohn kann die enterale Ernährung als alleinige Therapie eine Alternative darstellen, wenn eine Kortisontherapie nicht durchführbar ist.
Wie die Ernährung per Sonde bei Morbus Crohn auf den Heilungsprozess einwirkt, ist noch nicht bekannt. Sicher ist, dass Sondennahrungen eine bedarfsdeckende Nährstoffzufuhr gewährleisten. Dadurch werden vorhandene Mangelzustände ausgeglichen, was den Heilungsprozess, den Muskelaufbau und eine Gewichtszunahme fördert.
Bei einem sehr schweren Verlauf eines akuten Schubes kann es notwendig sein, dem Darm für eine gewisse Phase eine Auszeit zu geben. Die Nährstoffversorgung erfolgt dann über eine parenterale Ernährung. Sobald eine Besserung eintritt, wird jedoch langsam mit einem Kostaufbau begonnen, der sich nach den Prinzipien der leichten Kost richtet.
Ernährung in der Remissionsphase
Grundsätzlich können auch in der Remissionsphase leichte Beschwerden und Unverträglichkeiten auftreten. Generelle Verbote bestimmter Nahrungsmittel sind jedoch nicht sinnvoll, da Unverträglichkeiten individuell sehr unterschiedlich sein können. Zudem ist oft selbst dem Betroffenen nicht recht klar, welche Lebensmittel zu Problemen führen. In diesem Fall kann es sehr hilfreich sein, ein Ernährungstagebuch zu führen. Informieren Sie sich dazu bei einer Ernährungsberatung.
Grundsätzlich sollte Ihre Ernährung in der Remissionsphase des Morbus Crohn abwechslungsreich und ausgewogen sein:
- Essen Sie reichlich Obst und Gemüse, feines Vollkornbrot, Vollkorngetreideflocken und Kartoffeln.
- Täglich sollten eiweißreiche Lebensmittel wie Milch und Milchprodukte sowie Fisch, Fleisch oder Eier auf Ihrem Speiseplan stehen.
- Wählen Sie hochwertige Öle und Fette (wie Raps-, Walnuss- und Olivenöl).
- Je vielfältiger Sie essen, desto sicherer bekommen Sie alle Nährstoffe. Das fördert Ihr Wohlbefinden.
- Unterstützen Sie Ihre Nährstoffversorgung mit Trinknahrungen, wenn Sie mit der normalen Kost Ihr Gewicht nicht stabilisieren bzw. das verlorene Gewicht nicht wieder aufbauen können. Fresubin Trinknahrungen enthalten alle für Sie wichtigen Nährstoffe und sind eine gute Zwischenmahlzeit.
- Wenn Sie mit Ihrer normalen Ernährung nicht genug Energie oder Eiweiß zu sich nehmen können, probieren Sie doch einmal, Ihre Speisen anzureichern. Produkte in Pulverform wie das Fresubin Protein POWDER enthalten viel Eiweiß oder liefern gleichzeitig auch Glutamin und Antioxidantien zur Unterstützung des Immunsystems.
Empfehlungen zur Ernährung bei Morbus Crohn und Laktoseintoleranz
Das Milchzucker (Laktose) spaltende Enzym Laktase wird in der Dünndarmschleimhaut gebildet. Ist diese entzündet, kann die Bildung des Enzyms beeinträchtigt sein. Dementsprechend tritt eine Laktoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit) vor allem während eines akuten Entzündungsschubes auf und kann Durchfälle sowie Missempfindungen wie Bauchschmerzen und Blähungen verstärken. Meist handelt es sich dann um eine vorübergehende Laktoseunverträglichkeit. In der entzündungsfreien Phase (Remissionsphase) besteht eine Laktoseunverträglichkeit bei von Morbus Crohn Betroffenen nicht häufiger als in der Allgemeinbevölkerung.
Wurde bei Ihnen eine Laktoseintoleranz (mittels Atemtest) festgestellt, können Ihnen folgende Empfehlungen helfen:
- Meiden Sie Milch, Milchprodukte und Lebensmittel, denen diese zugesetzt wurden.
- Das bedeutet: Milch (alle Fettstufen) von Säugetieren, also z. B. von Kuh, Schaf, Ziege, Stute, und daraus hergestellte Produkte wie Dickmilch, Buttermilch, Kefir, Joghurt (auch mit Früchten), Quark, Schmand, Creme fraiche, süße und saure Sahne, Eis (außer Sorbet).
- Alle aus Milch oder Milchpulver hergestellten Produkte wie z. B. Milchmixgetränke, Puddings, Kakao, Süßigkeiten.
- Fertigprodukte, denen Milchzucker zugesetzt wurde, z. B. Instant-Erzeugnisse wie Kartoffelpüreepulver oder Cremesuppen, komplette Fertigmenüs, Sahnesaucen, fertige Salatsaucen.
- Verwenden Sie alternativ milchzuckerfreie Milchprodukte oder Milchersatzprodukte wie Sojamilch und daraus hergestellte Produkte, Hafermilch oder Reismilch.
Empfehlungen zur Ernährung bei Stenosen
Eine mögliche Komplikation bei Personen mit Morbus Crohn sind Stenosen (Verengungen), bei denen es im Hinblick auf die Ernährung einige Punkte zu beachten gilt. Aufgrund von Entzündung und narbigen Veränderungen kann es zu Engstellen im Darm kommen. Besonders häufig betroffen ist das Endstück des Dünndarms, das terminale Ileum. Die Lebensmittelauswahl richtet sich nach dem verbleibenden Durchmesser an der Engstelle.
- In erster Linie sind faserreiche Lebensmittel wie Spargel, Blattspinat, hartschaliges Obst und Gemüse (z. B. Weintrauben und Tomaten) zu meiden, da diese zu einem Darmverschluss führen können.
- Auch sehr ballaststoffreiche Lebensmittel wie Vollkornprodukte und Kleie sind eher ungünstig, da sie das Stuhlvolumen erhöhen.
- Es sollte bevorzugt eine leichte, ballaststoffarme Kost verzehrt werden.
- Eine gute Unterstützung in dieser Situation ist Flüssignahrung in Form einer ballaststoffarmen Trinknahrung oder Sondenernährung.
- In manchen Fällen kann es notwendig sein, vorübergehend ganz auf eine Nährstoffzufuhr über den Darm zu verzichten. Die Energie- und Nährstoffversorgung erfolgt dann über die parenterale Ernährung.
Stenosen sind eine häufige Indikation für eine operative Entfernung von Teilstücken des Darms, da die Gefahr eines Darmverschlusses besteht. Steht eine Operation bevor, ist es vorteilhaft, wenn sich der Körper in einem guten Ernährungszustand befindet. Durch eine angepasste Ernährung vor und nach Operationen kann die Wundheilung verbessert und das Risiko von Infektionen gesenkt werden. Haben Sie schon eine oder mehrere Operationen mit Teilentfernung des Darms hinter sich? Dann informieren Sie sich zum Thema Ernährung bei Kurzdarmsyndrom.